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Türchen 24:
























Da rieb sich so mancher verwundert die Augen. Bei der vergangenen Hallenradsport-Weltmeisterschaft in Basel stand Anfang Dezember bei den japanischen Radballern ein besonderes Team auf dem Trainingsfeld.


Es ist Donnerstag, der Abend vor dem WM-Start 2019. Kana Murabayashi und Sayaka Kizawa betreten das WM-Parkett im Rund der Basler St. Jakobshalle. Mit großen Augen bestaunen die beiden Frauen die steilen Zuschauerränge, die bis hoch unters Dach gehen. In den folgenden Tagen werden diese mit mehr als 2.500 Hallenradsport-Fans gefüllt sein. Ehrfurcht ist bei den Japanerinnen zu spüren. Immerhin, ein nahezu historischer Moment. Denn zwei Radballerinnen bei einer WM – das gab es noch nie in der fast 90-jährigen WM-Historie. Doch im Trainingsmatch ist davon nichts mehr zu sehen, da lassen es die beiden ordentlich krachen.


Murabayashi und Kizawa absolvierten bei der WM mit dem B-Gruppen-Team Riku Akatsu und Ko Matsuda sowie deren Reservespielern als Sparringspartnerinnen das Training. Erstmals gehörten damit zwei Radballerinnen zu einer WM-Delegation – wenn auch nicht als offizielle Spielerinnen. „Dass wir zur WM mitreisen durften, das ist für uns eine ganz große Ehre“, sind sich die beiden einig.


Japan ist weltweit das erste Land, welches in diesem Jahr bereits einen Frauenwettbewerb ausgetragen hat. Die 21-jährige Murabayashi und die 23-jährige Kizawa waren am 30. März 2019 mit dabei, als vier Damenteams aus Tokio, Osaka und Shiga sowie ein männliches Highschool-Juniorteam um den Turniersieg spielten. Kizawa gewann den Wettbewerb mit ihrer Stamm-Partnerin, ist damit sowas wie die erste japanische Radballmeisterin.


Radball ist in Japan keine Vereins- sondern Hochschulsportart. Deswegen beginnen die meisten Spieler erst mit Beginn eines Studiums. So auch Kizawa und Murabayashi. Kizawa begann mit dem Radball vor vier Jahren an der Technischen Universität Tokio und Murabayashi vor zwei Jahren an der Uni Kansai in der Region Osaka. Beide haben es in dieser Zeit zu ordentlichen Fähigkeiten gebracht.


„Mich hat der Sport gleich fasziniert, als ich ihn an der Uni das erste Mal gesehen hatte“, erzählt Kizawa. „Ich wollte lernen, wie man den Ball hoch schießt. Das finde ich total cool.“ Dieses elementare Kunststück hat die sportbegeisterte Frau mittlerweile gut drauf. Kampfsport, Tennis und Fechten hatte sie als Jugendliche bereits aktiv betrieben.


Murabayashi hatte vor dem Radball Erfahrungen im Bogenschießen gesammelt, ist demnach sehr treffsicher. In Japan bilden die beiden zwar kein gemeinsames Team, spielen dort mit anderen Partnerinnen. Aber beim WM-Vorbereitungscamp in Frankfurt lernten sie viel dazu und schauten sich während der WM am Flächenrand so einiges bei den Topmannschaften ab. „Das werden wir alles mit nach Hause nehmen und an unsere Mitspielerinnen weitergeben“, sagt Murabayashi.


Der Weltradsportverband UCI will das Frauen-Radball weltweit aufbauen, heißt es aus der japanischen Delegation. Das war – inoffiziell – von weiteren Seiten bei der WM zu hören; sogar von einer eigenen Frauen-WM in den nächsten Jahren ist stellenweise die Rede. Deswegen setzten die Asiaten schon jetzt ein erstes Signal.


Japan ist mit derzeit vier Frauenteams und einer eigenen inoffiziellen Meisterschaft weltweit Vorreiter. Vereinzelt spielen zwar auch in Europa schon Mädchen und Frauen in den Ligen mit. Im Nachwuchs schafften es sogar schon einige junge Damen – meist mit männlichen Partnern – bis zu den Finals der nationalen Meisterschaften. Doch im Elitebereich findet man die Damen nur schwer. Aber das könnte sich womöglich bald ändern.


(verfasst von Stefan Thomé - Vielen lieben Dank!)









































(Fotos von Monika Schrott)


(Turnier im März in Japan)









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