Türchen 5
- Julia Bachmann
- 5. Dez. 2019
- 2 Min. Lesezeit

Als Frau in einer Männerdomäne
Die meisten Mädchen landen eher beim Kunstrad oder beim Polo – Judith Wolf jedoch spielt Radball beim RKV Hofen.
Zu diesem Verein ist sie 2009 durch einen Einrad-Kurs gekommen, an dem sie gemeinsam mit ihrem Cousin Magnus Öhlert teilgenommen hatte. „Ich habe dann mit Magnus begonnen, Radball zu spielen, weil er keine Lust auf Einrad hatte“, verrät sie schmunzelnd – rückblickend ist die 19-Jährige auf jeden Fall froh darüber.
Auch wenn man im Radball eher selten gemischte Teams zu sehen bekommt, können Wolf/ Öhlert auf einige Erfolge zurückblicken, darunter neben Pokalen und Medaillen auch insgesamt drei Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften. Seit dieser Saison spielt Judith Wolf nun gemeinsam mit Rudi Stephan in der Landesliga und – natürlich – mit „den Jungs“ zusammen noch 5er-Radball.
„Egal, wo man hinkommt, unter Radballern herrscht immer gleich ein gutes Verhältnis. Während dem Spiel geht es oft hart zu, aber nach dem Abklatschen ist das Thema gegessen und man kommt mit allen wieder gut klar“, erzählt die Radballerin über das Besondere an ihrer Sportart. Durch den Sport durfte sie auch „ganz tolle Menschen und Freunde kennenlernen“. Verstärkt wurde dieses gute Miteinander unter den Hallenradsportlern auch durch Trainingslager oder die Trainerausbildung, die die 19-Jährige in Albstadt gemacht hat.
Doch wie fühlt es sich als Frau in einer Sportart, die von Männern dominiert wird, an? „Die meisten erkennen mich in Straßenkleidung gar nicht. Erst im Trikot und mit zusammengebundenen Haaren geht ihnen ein Licht auf.“ Da ist es durchaus auch schon vorgekommen, dass sie zwei Mal begrüßt wurde. „Ich spiele schon mehr als die Hälfte meines Lebens, bin in die Radballfamilie quasi reingewachsen.“ Mit Akzeptanzproblemen hatte Judith Wolf deshalb nie zu kämpfen. Eher das Gegenteil ist der Fall: „Mir ist es auch schon passiert, dass ich meinen Gegner gefoult habe und er mir dann das Fahrrad aufgehoben hat.“ Ihr „größtes Defizit“ sieht Wolf eher in ihrer Körpergröße, durch die sie die Ecken des Tores nicht richtig erreicht. Sonst sieht sie jedoch keine Nachteile, denn das meiste kann sie durch zusätzliches Kraft- und Ausdauertraining wettmachen.
Trotzdem würde sich die 19-Jährige wünschen, dass mehr Mädchen und Frauen auch Radball spielen – denn es ist keine reine Männersportart. Die wenigen Sportlerinnen im Radball, die es momentan in Deutschland gibt, spielen größtenteils in den Schülerklassen und „hören leider ab den U17 wieder auf“. Doch möglicherweise kann Judith Wolf den Radballerinnen ein Vorbild sein. Ihr Ziel für die Zukunft ist nämlich der 5er-Bundesliga-Aufstieg mit „ihren“ Jungs und vor allem eins: „am Ball bleiben“.
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